Lage
von Harlem
Harlem ist der nördliche
Bereich der Halbinsel Manhattan. Das in zwei Teilen geteilte
Harlem erstreckt sich in Ost- West Richtung vom East River bis
zum Hudson River, sowie in Nord- Süd Richtung von der 110
St. bzw. in East Harlem von der 96. St. bis zur 142 St. |
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GESCHICHTLICHE
ERLÄUTERUNGEN
Harlem
wurde 1658 als Nieuw Haarlem von Peter Styuvesant, dem Generaldirektor
der niederländischen Besitzungen, zur Absicherung des nördlichen
Teils Manhattans gegründet. In dieser Zeit siedelten sich überwiegend
Bauern in der Gegend des heutigen East Harlems an. Mit dem Beginn
des 18. Jahrhunderts wurde die finanzkräftigere New Yorker
Mittelschicht auf Harlem aufmerksam. Es entstanden elegante Landsitze
und Stadthäuser. Um 1890, mit dem Bau der Hochbahn in der 3rd
und 2nd Avenue, setzte ein erster Bauboom in Harlem ein. Es entstanden
weitere hochherschaftliche Stadthäuser entlang der großen
Avenues, aber auch Mietshäuser mit " Railroad" Flachdächer
in weniger begehrenswerter Lage, in denen überwiegend die Familien
europäischer Immigranten aus Deutschland, Irland und Italien
lebten. Hinzu kamen mehrere Bildungsstätten und religiöse
Einrichtungen, die sich nord- westlich des Central Parks ansiedelten.
So wurde 1892 mit dem Bau der Cathedral of St. John the Divine begonnen.
Der Bau dieser, im romanischen Stil, vom Architekten Mr. Heinz geplanten
Kathedrale ist bis heute noch nicht abgeschlossen und wird nach
dessen Originalplänen weiter gebaut. Von der 116th und 120th
Straße zwischen Broadway und Claremeont Avenue fand die Columbia
Universität ihren neuen Standort. Mit der Eröffnung der
Subway Station in der Lenox Avenue 1904 war Harlem in wenigen Minuten
vom Downtown Zentrum Manhattans erreichbar. Diese Tatsache löste
einen erneuten Bauboom aus, der zur Folge hatte das zuviel und zu
schnell gebaut wurde. Viele dieser Gebäude standen leer, die
Eigentumsverhältnisse waren ungeklärt. Durch diese Situation
setzte die Umzugswelle einer ganzen Bevölkerungsschicht ein.
Die Farbigen, waren zu jeder Zeit, nach der Ansiedlung der ersten
freien Sklaven an der Manhattaner Südspitze, einer Verdrängung
und Vertreibung ausgesetzt.Die Geschichte Harlems ist auch gleichzeitig
die Geschichte der Farbigen Amerikaner, die erstmals, nach einem
Jahrhundert der Vertreibung innerhalb New Yorks von einem Getto
in ein nächstes, in Harlem eine bleibende Adresse fanden. Die
weißen " Landlords " begannen widerwillig, den freien
Wohnraum an Farbige zu vermieten. Allerdings zu einem deutlich über
der geltenden Norm liegenden Mietzins. Philip A. Payton (1876- 1917),
war der erste farbige Grundstücksmakler.
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Er
versuchte seinen Traum, daß bald ganze Straßenzüge,
ja vielleicht ganz Harlem den Farbigen gehören könnten,
in die Realität umzusetzen. So wurde das brave beschauliche Städtchen
Harlem, in dem die weiße Mittelklasse, Arbeiter, Handwerker
und Geschäftsleute aller möglichen europäischer Herkunft
lebten, vollkommen auf den Kopf gestellt.
Die weißen Bewohner verließen zunehmend den Stadtteil.
1914 wohnten in 40 % der Stadthäuser und 10 % der Mietshäuser
schon Farbige. Die neuen Eigentümer / Mieter paßten die
Gebäude ihren ökonomischen und sozialen Bedürfnissen
an. Erneut setzte ein Zustrom an Menschen ein. Harlem war im Begriff,
zur Hauptstadt des "Schwarzen Amerikas" zu werden. Nach
dem der erste Weltkrieg die Zuwanderung europäischen Einwanderer
unterbrach, fanden auch Farbige für einen kurzen Zeitraum, Arbeit
in der Industrie. Dies hatte zur Folge, daß ein Zustrom aus
den amerikanischen Südstaaten, in denen noch offene Repressionen
das tägliche Leben prägten einsetzte. In New York waren
die Einschränkungen weniger offensichtlich, aber es wurde wenigsten
nicht mehr offen gelyncht. Zu Beginn der 20er wurde der Wohnraum in
Harlem zunehmend eingeengt, denn jeder dritte Bewohner des Stadtteils
war ein "Boarder", d.h. jemand, der für einen geringen
Mietzuschuß eine Wohnung mitbewohnte. Die Zustände wurden
entsprechend schlechter. Die Zwischenmenschlichen Beziehungen zwischen
den Weißen und Farbigen New Yorker waren tiefgehend gestört.
Weiße, in Harlem patrouillierenden Polizisten versahen ihre
Aufgabe mit extremer Brutalität, das Schlagen von farbigen war
an der Tagesordnung. In den Geschichtsbüchern stehen diese Jahre
als "Harlem Renaissance" als die "roaring twenties",
in dem Harlem die amerikanische Hauptstadt des Elends, aber auch als
das Amüsierviertel New Yorks beschrieben ist. Trotzdem sich die
sozialen Verhältnisse verschlimmerten, bildete sich eine schwarze
Kultur heraus die, angeführt von jungen farbigen Politikern,
Musikern, Dichtern und Tänzern, noch heute ihren Einfluß
hat. Jeder der etwas auf sich hielt, fand am Abend den Weg in den
Norden von Manhattan. Die 1920 in Amerika ausgerufene Prohibitition
galt scheinbar überall, nur in Harlem nicht, der Alkoholkonsum
stieg rapide. Wenn in Downtown die Lichter erloschen wurde es hell
in Harlem, das nun als Schande des großen strahlenden New Yorks
galt. Harlem hat sich gewandelt von einem mit deutsch - irisch - italienisch
- stämmigen Einwanderer bewohnten Städtchen zu einem übervölkerten
afro- amerikanischen Ghetto. Am Ende des 2. Weltkriegs war Harlem
für viele New Yorker weitgehend unbekannt. Zu dieser Zeit lebten
750 000 farbige Menschen in New York, damit war der Anteil auf 10%
gestiegen. Mehr als die Hälfte davon lebten zwischen der Fifth
Avenue und der 8. Avenue oberhalb der 110th Straße. Zusätzlich
setzte eine neue Einwanderungswelle ein. Die Puertoricaner, deren
Karibikinsel der gleiche Status wie einem US- Bundesstaat eingeräumt
wurde, fanden ihren Weg nach New York. Waren es 1930 noch 15000, stieg
die Anzahl 1950 auf über 250 000 Menschen an. Diese, damit größte
ethnische Gruppe New Yorks fand im östlichen Teil Harlems ein
neues Zuhause. East Harlem wurde fortan auch El Barrio oder Spanish
Harlem genannt. Waren die Unterschiede an der Trennungslinie der Fifth
Avenue zu dem von Farbigen bewohnten Central Harlem überwiegend
ethnischer Natur, so waren die Gegensätze im Süden an der
96. Straße zu den wohlhabenden weißen Bewohner der Upper
East Side stärker im sozialen Bereich anzusiedeln. Die sozialen
Probleme aller Bewohner Harlems verschlimmerten sich kontinuierlich.
Die Quote der Mordrate stieg auf über 600% über den Mittelwert
des gesamtem Landes. Lagen im übrigen New York die Anzahl der
Arbeiter in der Industrie über einer Million so, hatte demgegenüber
jeder 4. in Harlem keinen Arbeitsplatz. In Manhattan wuchsen die Wolkenkratzer
in die Höhe, die Geschäfte im Erdgeschoß wurden immer
opulenter, in Harlem dagegen wurde jedes zweite Haus nach Ansicht
der Baubehörde als baufällig und gefährlich bezeichnet.
Diese sozialen Mißstände führten und anderen zu den
Bürgerrechtsdemonstrationen in den sechziger Jahren. Einige der
führenden Bürgerrechtler hatten ihre Hauptquartiere in Harlem
wie z.B. Adam Clayton,Jr. und der später bei einer Predigt in
Harlem erschossene Malcom X. Immer wieder kam es zu Ausschreitungen.
Die Stadt war krank . Jeder konnte die Symptome in Harlem und in der
Bronx sehen, z. B. an den von Miethaien abgebrannten Häusern
die noch bruchstückhaft erkennen ließen, wie gutbürgerlich
das Leben vor nur wenigen Jahrzehnten gewesen sein mußte. In
den siebziger Jahren war der Abstieg noch nicht aufgehalten. Die Arbeitslosenquote
stieg auf über 30%, die Verhältnisse im medizinischen Bereich
wurden immer katastrophaler, Die Zeitschrift "New England Journal
of medicine" berichtete 1990, daß die Lebenserwartung eines
Jugendlichen in Harlem geringer ist, als eines in Bangladesch. Aber
der New Yorker Dauerboom in den Neunziger Jahren wirkte sich auch
auf den Teil der Stadt nördlich vom Central Park aus. 1994 wurde
Harlem in ein Entwicklungs- programm aufgenommen, das Investoren Steuervergünstigungen,
Kredite und Zuschüsse einräumt, sofern sie sich am Aufbau
des Stadtteils beteiligen. Dieses "Empowerment Zones" Programm
verfehlte seine Wirkung nicht, im Gegensatz vieler anderer solcher
Programme zuvor. Das Harlem von 1997 befindet sich in einem nie dagewesenen
Umbruch, überall wird gebaut, saniert, viele Geschäfte und
Restaurants und Clubs werden wieder oder neu eröffnet. Harlem
hat den Status des "Schandflecks" verloren..
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©1999
- 2003 by T. Kauertz |
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